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Geschichten von guten und bösen Menschen, alte und lustige Geschichten

Nebst den dreizehn grossen Romanen schreibt Gotthelf gegen fünfzig kleinere Geschichten, die Kalendergeschichten dabei nicht mit eingerechnet.
 
Die grossen «Geschichten» bezeichnet er selbst nicht als Romane, und ebenso wenig nennt er die kürzeren «Novellen» … es sind für ihn «Erzählungen» oder «Bilder». So erscheinen eine erste Sammlung unter dem Titel «Bilder und Sagen aus der Schweiz» und eine zweite als «Erzählungen und Bilder aus dem Volksleben der Schweiz».
 
Zu den herausragenden Erzählungen gehört «Die Wassernoth im Emmenthal» – und «Die Schwarze Spinne», ein Juwel unter den kürzeren Geschichten Gotthelfs, gilt als eine der besten Novellen der deutschen Literatur überhaupt.
 
Die Themen der Erzählungen sind vielfältig – und auch nicht alle genügen höheren literarischen Ansprüchen. Vor allem in den historischen Erzählungen verfällt er immer wieder in ein «gestelztes Pathos» und einen «hochtrabend-phrasenhaften Stil», schreibt Walter Muschg.


Die wichtigsten Erzählungen

1838

Die Wassernoth im Emmenthal

Die Wassernoth im Emmenthal
am 13. August 1837
Die Wassernot ist die erste kleinere Schrift Gotthelfs. Mit ihr setzt er dem Hochwasser der Emme von 1837 ein Denkmal. Er hat die Katastrophe selbst erlebt, sie muss ihn persönlich tief beeindruckt haben. Selbstverständlich hört er in der Überschwemmung Gott reden!

Wie fünf Mädchen im Branntwein
jämmerlich umkommen
Diese Geschichte gehört zu einer Reihe von Tendenzschriften, in denen Gotthelf mit krassem Naturalismus die wunden Stellen des Berner Volkslebens bloss legt. Sie schildern mit «quälender Schwarzmalerei die Gemeinheit der Menschen, das schmutzige Elend der Dörfer und Höfe, besonders das Schnapselend», schreibt Walter Muschg.

1839    







Dursli der Branntweinsäufer oder Der heilige Weihnachtsabend
Wie der Titel sagt: Auch hier geht es um das Trinkerelend. Im Gegensatz zu den fünf Mädchen wird der Dursli allerdings durch einen Traum am Weihnachtsabend gerettet und der Familie zurückgegeben.

1840    

 

Die Armennoth

 

Der letzte Thorberger
 

1841    

 

Wie Joggeli eine Frau sucht
 

1842

 

Ein Sylverster-Traum

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Die schwarze Spinne
Zu Recht gilt die Schwarze Spinne als eine der wichtigsten Novellen der ganzen deutschen Literatur. Eingebettet in eine Rahmenhandlung, der Beschreibung eines prächtigen Tauffestes, erzählt Gotthelf eine alte Volkssage über die Pest im Mittelalter. Verbindendes Element zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit ist dabei ein alter Fensterpfosten mit einem durch einen Holzzapfen verschlossenes Loch. Dieser dunkle Pfosten im neu erbauten Bauernhaus fällt der Taufgesellschaft auf.

Nur zögernd ist der Grossvater bereit, die Geschichte zu erzählen: Denn der Fensterpfosten enthält ein dunkles Geheimnis: Im Loch soll nämlich eine schwarze Spinne eingeschlossen sein, die vor langer Zeit – nach einem Pakt mit dem Teufel – Pest und Unglück brachte. Eingesperrt hat sie in mutigem Kampf ein braver, gläubiger Vorfahre der Familie. Und eingesperrt für immer soll die Spinne auch bleiben. Unchristliches, übermütiges und böses Treiben hat nämlich schon einmal dazu geführt, dass die Spinne befreit wurde und erneut den Schwarzen Tod über das Emmental brachte.

Illustration von Bruno Gentinetta (Holzschnitt)

1843    




Hans Berner und seine Söhne
Hier singt Gotthelf ein Hohelied auf die Redlichkeit und das verantwortliche Mitgestalten der öffentlichen Gemeinschaft. Metzgermeister und Ratsherr Hans Berner verkörpert das «rechte Leben» nicht als Bauer, sondern als wohlhabender städtischer Gewerbetreibender. Der Name ist sinnbildlich, das Ganze ist eine politische Allegorie für den «guten Geist der Heimat».

Der Druide

Elsi die seltsame Magd
   

1844

 

Servaz und Pankraz

Kurt von Koppigen

Kurt von Koppigen, 1. Fassung, eine erweiterte Fassung erscheint 1850

1845

 

Wie Christen eine Frau gewinnt

Die Schlachtfelder
 

1845

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Der Knabe des Tell  
Auf Wunsch des Berliner Herausgebers Julis Springer verfasst Gotthelf diese Jugendgeschichte aus der alten Eidgenossenschaft. Sie ist ziemlich patriotisch gehalten und letztlich nicht eine wirkliche Jugendgeschichte - sie enthält zum Teil ausschweifende und lehrhafte Betrachtungen, die nicht wirklich kindergerecht sind.

Solche Abschnitte werden in späteren Ausgaben dann herausgestrichen, so auch in der abgebildeten Ausgabe aus den 1920er-Jahren im Kölner Verlag J.P. Bachem.

Sie erscheint in der Reihe "Aus allen Zeiten und Ländern" einer Sammlung von "Volks- und Jugendgeschichten mit historischem und kulturgeschichtlichem Hintergrund". Diese Ausgaben enthält vier Illustrationen von Georg Albert Stroedel, einem damals bekannten Grafiker, Zeichner und Buchillustrator.

Im frühen 20. Jahrhundert wird der "Knabe des Telle" mehrfach als Jugendbuch herausgegeben, meist mit Zeichnungen von damals bekannten Illustratoren.

1847

 

Wurst wider Wurst
 

1848

Hans Joggeli der Erbvetter

Hans Joggeli der Erbvetter (geschrieben 1846, gedruckt 1848)
Im Alter sieht Gotthelf «gesegnete» Menschen mehr und mehr als Ausnahmen, als Aussenseiter in einer zunehmend gottlosen Welt. Hans Joggeli ist einer dieser guten Menschen: Als Junggeselle ist er einsam in der Welt da, doch als überlegener Schlaukopf sorgt er dafür, dass sein schöner Hof in die rechten Hände kommt, ganz zur Enttäuschung all der Spekulanten, Schwätzer und Erbschleicher. Gotthelf zeichnet das Bild eines idealen Menschen, wie er ihn über alles liebt: Ruhig, gelassen und verschwiegen, gütig und fromm – aber auch voller Schalk, der es nicht lassen kann, den Dummen und Schlechten einen Streich zu spielen.

Harzer Hans, auch ein Erbvetter

Der Notar in der Falle

Die Wege Gottes und der Menschen Gedanken
     

1849

 

Doctor Dorbach, der Wühler, und die Bürglenherren

 

Die Erbbase
Gotthelf steigert in dieser Geschichte den polemischen Unterton des Hans Joggeli kühn! Der alten Zuse setzen die Erbschleicher derart schamlos zu, dass sie beschliesst, das hart erarbeitete kleine Vermögen ihrem treuen, sehr jungen Knecht zuzuschanzen, indem sie ihn heiratet – denn sie ist gegenüber «Geschriebenem» skeptisch. Hans Joggelis Testament ist ein Ärgernis, Zuses Heirat des Jünglings hingegen wird zum Skandal!
 
Wahlängsten und Nöten des Herrn Böhneler
 

1850

Michels Brautschau

Michels Brautschau

1851    

 

Hans Jakob und Heiri oder Die beiden Seidenweber

Michels Brautschau

Das Erdbeeri Mareili
Das Erdbeeri Mareili ist eine der schönsten Geschichten Gotthelfs: Er erzählt darin vom «Gesegnetsein» in reinster Form. Das Erdbeeri Mareili ist ein zauberhaftes Geschöpf mit einer fast märchenhaften, magischen Verbundenheit mit der Natur. Mareili ist ein reines Naturkind - es wird oft mit Heidi von Johanna Spyri verglichen.

Die Erzählung erscheint zuerst nicht bei einem grossen Verlag: Sie wird erstmals 1851 im Alpenrosen Almanach abgedruckt, einer Sammlung von Geschichten und Gedichten im Verlag J.J. Christen Aarau und Thun.
Es gibt dazu eine bezaubernde Zeichnung, eine der allerersten Illustrationen eines Werks von Gotthelf. Interessant: Die versteckt lesbisch-erotische Beziehung zwischen Mareili und dem "Fräulein" ist in dieser zauberhaften Zeichnung zu ahnen.

1852    

 

Barthli der Korber (erw. 1853)

 

Der Besenbinder von Rychiswyl
Der Besenbinder Hansli führt ein bescheidenes Leben, er ist arm, sparsam – ohne geizig zu sein. Er liebt seine Arbeit und die Bäume, die ihm das Reisig für seine Besen liefern: So wird er zum Künstler seines Fachs, anerkannt und geschätzt. Das bescheidene Glück wächst noch durch eine glückliche Heirat… und weil er den Reichtum nicht gesucht hat, wird er zuletzt doch zum wohlhabenden Mann: Seine Schwester setzt ihn als Erben ein, was ihm ermöglicht, Bauer zu werden.

1853

 

Niggi Ju

 

Der Besuch
Mit viel Gespür und Psychologie erzählt Gotthelf die Geschichte einer jungen Bäuerin, die vom unteren ins obere Emmental heiratet, aber dort nicht heimisch wird: Weil sie wegen ihres Dialekts gehänselt wird, weil sie an den fremden Bräuchen Anstoss nimmt. Voller Verzweiflung und Zorn läuft sie eines Tages mit ihrem Kind heim zur Mutter, um ihr das Herz auszuschütten. Die weise Frau öffnet der Tochter die Augen, dass sie eben doch dorthin gehört, wo ihr Mann lebt. Der Abschied und das Wiedersehen mit dem jungen Ehemann «tauchen den Schluss der Erzählung in das reine Glück», schreibt Walter Muschg. Er vermutet zudem, dass die Geschichte auch mit Gotthelf selbst zu tun hat: Er als Stadtberner und Unteremmentaler ist in Lützelflüh auch nie ganz heimisch geworden.

Autor: Werner Eichenberger; Quellen: Walter Muschg «Jeremias Gotthelf – Eine Einführung in seine Werke»; Francke Verlag Bern und München; Website der Uni Karlsruhe; Wikipedia

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